Fachinformation

BNE-Netzwerke und Kooperationen

In Anbetracht der globalen Entwicklungen bedarf es des ganzheitlichen Bildungskonzepts BNE, um die Kompetenzen für zukunftsfähiges Handeln zu fördern und eine nachhaltige Entwicklung zu verankern.

Netzwerke und Kooperationen in der BNE

Das Lernen im Ganztag sowie Schulverpflegung und Ernährungsbildung als Teil des ganztägigen Lernens können hier als Türöffner für die BNE einen wichtigen Beitrag leisten. Für den Erfolg in Schule ist es essenziell, bei der Umsetzung auf bestehende Netzwerke und Kooperationen zurückzugreifen.

„Gerade aus der Vielfalt der Themen und Fragestellungen ergibt sich, dass Ganztagsschulen bei der Arbeit im Kontext von BNE außerschulische Partner einbeziehen sollten, um deren Fachkompetenz zu nutzen und mit ihnen in thematischen Netzwerken zusammenzuarbeiten.“

Hintergrund

Agenda 2030 – Hochwertige Bildung

Die Weltgemeinschaft hat sich mit der Agenda 2030 17 Ziele (Sustainable Development Goals, SDGs) für eine soziale, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung gesetzt (siehe auch „Leitbild der nachhaltigen Entwicklung“ auf Seite 19).

Da sich ohne Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) keine nachhaltige Zukunft gestalten lässt, widmen sich die Vereinten Nationen in der Agenda 2030 unter anderem dem Thema Bildung. Im 4. SDG heißt es: „Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens fördern.“

Hierzu haben die Regierungen in ihrem Beschluss im Jahre 2015 unter dem Teilziel 4.7 festgelegt: „Bis 2030 sicherstellen, dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nach- haltiger Entwicklung erwerben […]“. 

Dies geschieht durch:

  • Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
  • Nachhaltige Lebensweisen
  • Menschenrechte
  • Geschlechtergleichstellung
  • Eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit
  • Weltbürgerschaft
  • Wertschätzung kultureller Vielfalt und des Beitrags der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung.

Whole Institution Approach

Um die beschriebenen Ziele zu erreichen, ist es notwendig, BNE nicht als zusätzliches Thema, sondern als ganzheitlichen Ansatz zu begreifen. Kinder und Jugendliche sollten frühestmöglich mit den Herausforderungen, die die globale Entwicklung mit sich bringt, vertraut gemacht werden. Zur Förderung des selbstwirksamen Handelns wird BNE in Schule daher nicht nur in einzelnen Fächern „behandelt“, sondern die gesamte Schulkultur und damit auch die Lernmethoden und Prozesse werden daraufhin ausgerichtet.

Von einem Whole Institution Approach spricht man immer dann, wenn die Institution (hier: die Schule) alle Bereiche nach diesem Prinzip betrachtet und nachhaltig gestaltet. In Verbindung mit einem nachhaltigen, pflanzenbasierten Verpflegungsangebot, das auf regionale und saisonale Lebensmittel setzt, lernen die Schülerinnen und Schüler anhand außerschulischer Lernorte beispielsweise, woher die Lebensmittel kommen. 

Darüber hinaus werden auch ökologische und soziale Aspekte in Bezug auf den Konsum betrachtet und diskutiert. Eine Schulgarten- sowie Weltladen-AG, die mit regionalen Partnern kooperiert, könnte Teil des Nachmittagsangebots im Ganztag sein und die praktische Ernährungsbildung im Unterricht ergänzen.

Kernelemente von BNE 

Neben der Kompetenzorientierung sind die große thematische Vielfalt und der Perspektivenwechsel die Kernelemente von BNE. Sie ermöglichen es, alle thematischen Bereiche der SDGs zu bearbeiten und damit die sozialen, strukturellen und gesellschaftlichen Aspekte der nachhaltigen Entwicklung einzubeziehen. 

Der Perspektivwechsel ist dabei ein gestalterischer Schwerpunkt von BNE in der Schule. Beide Kernelemente lassen sich am besten in Kooperation mit außerschulischen Partnern bewältigen; das unterstützt Schulen und Lehrkräfte bei der Bearbeitung neuer und bisher wenig priorisierter Themen. 

Die Integration von BNE in den Schulalltag wird zum einen durch die längere Verweildauer im Ganztag und der damit verbundenen Schulverpflegung erleichtert. Zudem anderen bieten sich neue Handlungsspielräume, um das Thema praktische Ernährungsbildung beispielsweise in Form von AGs und Projekten einzubinden.

Ein weiterer Aspekt der Gestaltung von BNE ist die Teilnahme an Netzwerken und Unterstützungsprogrammen. Das Engagement aller Beteiligten im Mensakreis zur Partizipation an der Mittagsverpflegung ist hier ebenso zu nennen wie feste Kooperationen mit außerschulischen Partnern, die beispielsweise durch einen Besuch auf dem Bauernhof Ernährungsbildung greifbar und erlebbar machen. 

Der Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung der Kultusministerkonferenz (KMK) fasst das gesamte Feld mit dem Ziel „BNE als Aufgabe der ganzen Schule“ zusammen. Der Lernbereich Globale Entwicklung umfasst die folgenden Bereiche:

  • Abstimmung Qualitätsentwicklung, Erfolgskontrolle (Qualitätsrahmen ganztägig arbeitender Schulen, DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Schulen)
  • Netzwerke, Kooperationen, Partnerschaften (Umweltschule, Tag der Schulverpflegung)
  • Unterricht und Lernangebote (Schülerinnen und Schüler kochen im Ganztag)
  • Partizipation bei baulicher Gestaltung und Ausstattung der Schule (Schulgarten)
  • Nachhaltige Bewirtschaftung (Schulverpflegung, Lebensmittelwertschätzung)
  • Steuerung und Management (Schule & Gesundheit, Teilzertifikat Ernährung & Konsum sowie Bewegung & Wahrnehmung)
  • Schulische Sozialarbeit (Präventionsprogramme)
  • Demokratische Aufgabenteilung und Zusammenarbeit (Beteiligung von Eltern- sowie Schülervertretungen im Mensakreis)
  • Schulleben (kulturelle Veranstaltungen)

Diese thematische Vielfalt zeigt das Spektrum der Themen und Handlungsbereiche von BNE. Es verfolgt nicht das Ziel, dass Schulen alle Themen gleichermaßen behandeln, sondern in einem partizipativen Prozess diejenigen auswählen, die im Sinne des Schulentwicklungsprozesses wesentlich sind. Durch das Schulprofil können bestimmte Bereiche wie beispielsweise Gesundheitsförderung priorisiert und das Engagement durch Zertifikate wie Schule & Gesundheit sichtbar gemacht werden.

BNE ist Aufgabe der gesamten Schule. Durch Lerngelegenheiten außerhalb des Unterrichtes und des Lernortes Schule werden den Schülerinnen und Schülern neue Zugänge eröffnet, Lernerfahrungen werden greifbar und anschaulich gemacht und somit erleichtert.

Gerade aus der Vielfalt der Themen und Fragestellungen ergibt sich, dass Ganztagsschulen bei der Arbeit im Kontext von BNE außerschulische Partner einbeziehen sollten, um deren Fachkompetenz zu nutzen und mit ihnen in thematischen Netzwerken zusammenzuarbeiten. Die Arbeit der Schulen wird dabei durch viele Landesprogramme, Netzwerke und Fachpartner unterstützt.

Praxistipps

Für eine ganzheitliche Integration von BNE in den Schulalltag ist es zentral:

  • BNE als grundlegenden Leitgedanken zu verstehen und zu leben (Whole School Approach),
  • den Grundstein für globales Lernen anhand der acht Qualitätsbereiche im Ganztag zu legen,
  • die Grundlage für eine gesundheitsförderliche Schule zu schaffen und somit das Engagement nach außen sichtbar zu machen (Schule & Gesundheit),
  • Schülerinnen und Schüler aktiv miteinzubeziehen, zum Beispiel in Entscheidungsprozesse bei der Gestaltung des Schulgeländes, der Auswahl von Unterrichtsthemen oder der Umsetzung von Projektwochen,
  • die Perspektive zu erweitern, sich zu vernetzen und die Möglichkeit außerschulischer Lernorte und externer Kooperationen mitzudenken,
  • BNE gemeinsam weiterzuentwickeln, regelmäßige Treffen mit externen Partnern zu organisieren, um gemeinsam Projekte zu planen, Ziele zu definieren, Maßnahmen festzulegen und zu evaluieren,
  • partizipative Strukturen zu schaffen, um praktische Ernährungsbildung sowie Partizipation bei der Gestaltung der Schulverpflegung zu ermöglichen,
  • Kooperationen einzugehen, Unterstützungs- und Beratungsangebote sowie den Austausch mit Schulen im Rahmen des Schulentwicklungsprozesses zu nutzen.

Exkurs:

Digitalisierung und BNE

Themen der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung lassen sich auch über digitale Zugänge vermitteln. Die ANU-Hessen hat mit Mitteln des Bundeskanzleramtes hierzu drei spielerische Zugänge über Apps entwickelt, die plattformunabhängig genutzt werden können.

Das Glücksrad vermittelt Wissen zu den SDGs, weitere Spie- le helfen, die Zusammenhänge im Kontext der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) zu erkennen und der Wirkel ermöglicht es Schülerinnen und Schülern, ihre eigenen Beiträge zu einem nachhaltigen Lebensstil zu entwickeln und zu verfolgen. 

Lehrkräfte können über einen eigenen Bereich Challenges für Ihre Schülerinnen und Schüler entwickeln und deren Umsetzung begleiten.

Fazit

Bildung für eine nachhaltige Entwicklung lässt sich vor allem durch einen ganzheitlichen Ansatz (Whole School Approach) umsetzen, der den gesamten Schultag einschließt. Hierdurch werden die notwendigen unterschiedlichen Perspektiven vor allem durch Netzwerkarbeit und die Kooperation mit außerschulischen Partnern einbezogen. Schülerinnen und Schüler können sich mit den Zielkonflikten einer nachhaltigen Entwicklung auseinandersetzen sowie eine Handlungsperspektive im Sinne der Gestaltung ihres eigenen nachhaltigen Lebensstils entwickeln. 

Für die Lehrkräfte bietet diese Kooperation die Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern und sich neue Kompetenzen und Themenbereiche anzueignen. Der Ganztag stellt dabei eine besonders wichtige Gelegenheit dar, um BNE in den Schulalltag zu integrieren und Schülerinnen und Schülern umfassende Möglichkeiten zur praktischen Umsetzung nachhaltiger Prinzipien zu bieten.

Fachliche Expertise

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BNE-Netzwerke und Kooperationen

Rainer Mathar
Bildung für nachhaltige Entwicklung, ANU-Hessen e.V.